Meine Zeugenaussage

Wenn Sie mit Ihrer Zeugenaussage zur Wahrheit beitragen möchten, wenden Sie sich bitte hier an den Nodo Ihres Wohnsitzlandes.

Einige Nodos, wie z.B. der Nodo in Deutschland (Nodo Alemania), haben eine exklusive E-Mail-Adresse für die Kontaktaufnahme oder die Entgegennahme von Zeugenaussagen eingerichtet. Kontaktieren Sie die Interviewerinnen des Nodo Alemania über: entrevistas.alemania@comisionverdadcol-eu.org

In Kolumbien und der Welt ist wenig oder gar nichts über die Opfer im Ausland bekannt, was auf Faktoren wie gesellschaftliche Nichtthematisierung, unzureichender Quellenstand und die Untererfassung der Opferzahl zurückzuführen ist, die unter verschiedenen Schutzstatus ins Exil geschickt wurden (unter anderem politische Asylbewerber*innen, Flüchtlinge, Asylsuchende, vorübergehender humanitärer Schutz). Andere Personen verließen das Land, ohne einen solchen Schutz zu beantragten. Ein weiterer Faktor ist das Schweigen und die wenig wahrheitsgetreue Darstellung von den Geschehnissen, Ursachen und Gewalttaten, die ihrem Exil vorausgingen, sowie den Auswirkungen auf ihr Leben, ihre Familien, Organisationen, politischen Parteien und Gemeinschaften.

Vertrauen

Für viele Opfer bestehen die Angst vor dem Sprechen und das Misstrauen fort. Der erste Schritt der Arbeit der Wahrheitskommission im Ausland war daher der Vertrauensaufbau zu den Opfern, der auf früheren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Organisationen, Netzwerken und dem Aufbau neuer Verbindungen basiert. Damit soll die Zeugenaussage selbst zu einer würdevollen, fürsorglichen und sinnvollen Erfahrung für das Opfer werden.

Die Zeugenaussagen

Überlebende, Zeugen und Familien jeglicher Nationalität (sowohl Kolumbianer*innen als auch Nichtkolumbianer*innen) sind eingeladen, ihre Geschichten mitzuteilen. Die Zeugenaussagen werden von speziell für diesen Zweck ausgebildeten Personen aufgenommen. Die Bearbeitung und Übergabe an die Kommission folgen einem Verfahren, das die absolute Vertraulichkeit gewährleistet. Die Übersendung der im Ausland aufgenommenen Zeugenaussagen nach Kolumbien erfolgt über das Sistema de Información Misional de la Comisión, womit die Sicherheit und Vertraulichkeit der Information gewährleistet ist.

Die Interviewerinnen und die Interviewer

Die Arbeit der Interviewer*innen, die von der kolumbianischen Wahrheitskommission für die Aufnahme von Zeugenaussagen ausgebildet wurden, ist die grundlegende Achse der Arbeit der Nodos. Vom ersten Moment an bauen sie ein Verhältnis des Vertrauens und der Sicherheit zu denjenigen auf, die ihre Zeugenaussagen tätigen wollen. Ihre Arbeit besteht nicht nur in der Übermittlung von Informationen an die Kommission; sie besteht vor allem darin, die Zeugenaussage zu einer würdigen und bedeutungsvollen Erfahrung für das Opfer oder den Überlebenden zu machen.

Einige Nodos, wie z.B. der Nodo in Deutschland (Nodo Alemania), haben einen Mechanismus für die direkte und exklusive Kommunikation mit Interviewer*innen geschaffen, der denjenigen zur Verfügung steht, die mit ihnen in Kontakt treten möchten. Die E-Mail Adresse der Interviewerinnen des Nodo Alemania lautet: entrevistas.alemania@comisionverdadcol-eu.org

Leistungen

Bisher liegen 600 Zeugenaussagen von exilierten Kolumbianer*innen aus fünf Regionen (Europa, Nordamerika, Anden, Mittelamerika und Südamerika) vor. 24 Zeugenaussagen wurden von Exilant*innen gemacht, die nach Kolumbien zurückgekehrt sind. Verschiedene kollektive Interviews wurden in Kolumbien durchgeführt. Die Wahrheitskommission hat auch einen Anhörungsprozess in Verbindung mit der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) für den Fall der Unión Patriótica initiiert. Bisher wurden 21 ausführliche Zeugenaussagen von Angehörigen von Opfern und im Exil lebenden Überlebenden in Kanada, Spanien, Portugal, der Schweiz, Belgien, Griechenland, Schweden, Norwegen, Argentinien und Uruguay aufgenommen. Wir betonen die Zusammenarbeit zwischen den Mechanismen des Integralen Systems der Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nichtwiederholung und die Achtung der Unabhängigkeit der Mandate.

Anerkennung

Das Ziel ist, einige Elemente des Exils sichtbar zu machen, indem die Zeugenaussagen der im Ausland lebenden Menschen der ersten und zweiten Generation hervorgehoben werden, die durch einen generationenübergreifenden Ansatz behandelt werden. Die Zeugenaussagen werden das Nachdenken fördern über: die Auswirkungen des Exils auf Familien und die zweiten Generationen, die Grenzen und Widerstände von Familien und zweiten Generationen im Exil, die Identität und das Gedächtnis zwischen den Generationen im Exil, den Dialog über politische Perspektiven und die Frage nach der Zukunft zwischen jungen Menschen aus anderen Ländern und Kolumbien, sowie die Unterstützung des Friedensprozesses von außen als Element der Wiedergutmachung und Nicht-Wiederholung.

Psychosoziale Begleitung

Für die Kommission ist es sehr wichtig, dass die Aufnahmen der Zeugenaussagen behutsam durchgeführt und zu einer sinnvollen Erfahrung für die Opfer werden. Aus diesem Grund liegt ein wichtiger Schwerpunkt in der Ausbildung der Interviewer*innen, die für die Kommission tätig sind, sowie den Teams, die sie freiwillig unterstützen, auf dem Akt des Zuhörens und dem Aufbau von Vertrauen. Die Ausbildung wird durch ein Ausbildungshandbuch über den psychosozialen Ansatz ergänzt, das an die Teams verteilt wird. Vom 29. – 31. Oktober 2019 fand in Europa ein Treffen mit Vertretern der Nodos aus allen Regionen statt, um unter der Leitung des Teams für den psychosozialen Ansatz der Kommission eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. Aus den Ergebnissen des Treffens wurde ein Basisdokument zur psychosozialen Strategie zur Unterstützung der Arbeit der Kommission erstellt sowie ein psychosoziales Protokoll für die Interviewprozesse und deren Anerkennung. Ebenso haben die Nodos ihre eigenen Strategien zur Selbstfürsorge entworfen und/oder Unterstützungsvorschläge von anderen Teams und Personen mit dieser Erfahrung zu Rate gezogen. Es wurden Kontakte zu Organisationen geknüpft, die eine psychologische Opferbegleitung anbieten.