Die Initiative
Die Wahrheitskommission ist eine staatliche Einrichtung, die die Muster und Ursachen des internen bewaffneten Konflikts aufzuklären versucht, um dem Recht der Opfer und der Gesellschaft auf die Wahrheit gerecht zu werden. Sie fördert die Anerkennung des Geschehenen, das Zusammenleben in den betroffenen Gebieten (Territorios) und trägt durch einen Prozess der breiten und pluralistischen Beteiligung für den Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens dazu bei, die Grundlagen für eine Nicht-Wiederholung des Konflikts zu schaffen.
Die Wahrheitskommission wurde im Rahmen des Friedenabkommens über die Beendigung des Konflikts und den Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens geschaffen, der zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC -EP, durch das Legislativgesetz 01 von 2017 und das Dekret 588 von 2017 unterzeichnet wurde. Sie ist vorübergehender und außergerichtlicher Natur und ein Mechanismus des Integralen Systems für Wahrheit, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Nichtwiederholung – SIVJRNR (Sistema Integral de Verdad, Justicia, Reparación y No Repetición). Aufgabe der Wahrheitskommission ist es, die Wahrheit über die Geschehnisse im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt zu erfahren, zur Aufklärung der begangenen Verbrechen und Vergehen während des bewaffneten Konflikts beizutragen und der gesamten Gesellschaft eine umfassende Erklärung der Komplexität des Konflikts zu liefern.
Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen sind mehr als 550.000 Menschen aus Kolumbien geflüchtet, um ihr Leben zu schützen. Sie verließen das Land, um an einem in der kollektiven Vorstellung existierenden „Nicht-Ort“ außerhalb der Grenze Kolumbiens, weiterzuleben. Die Wahrheitskommission anerkennt den Ort der im Exil lebenden kolumbianischen Bevölkerung und der Opfer als ein „Kolumbien außerhalb Kolumbiens“ und damit als ein Territorium gleich den 10 Makroterritorien in Kolumbien, in denen die Kommission tätig ist.
Auf der Grundlage der Ziele und des Mandats der Wahrheitskommission konzentriert das internationale makroterritoriale Team seine Arbeit auf die Untersuchung und Aufdeckung von Verletzungen der Menschenrechte und des Humanitären Völkerrechts (HVR) oder andere Situationen, die zu Vertreibung ins Ausland und Exil führten. Sie ermittelt und klärt die kollektive Verantwortung der Akteure angesichts dieser Taten und den Grund für ihre Handlungen sowie die Kontexte, die den erzwungenen Aufbruch ins Exil und die Muster, die ihn charakterisieren. Sie untersucht die Prozesse der erzwungenen Migration und ihre Dynamiken in den verschiedenen Epochen sowie die Auswirkungen des Exils in seinen verschiedenen Dimensionen und die Elemente, die in die Prozesse der Anerkennung einbezogen werden können. Sie ermittelt die Faktoren oder Bedingungen, die für ein Zusammenleben und Nicht-Wiederholung aus der Perspektive von Exil, Zuflucht und Rückkehr bestehen müssen.
In fünf Regionen wurde Netzwerke von Unterstützungsgruppen, sogenannte Nodos, errichtet:
- Europa: Belgien, Spanien, Frankreich, Italien, Norwegen, Niederlande, Schweden, Schweiz und Vereinigtes Königreich und Irland.
- Nordamerika: USA und Kanada.
- Zentralamerika: Mexiko, Costa Rica und Panama.
- Anden: Kolumbien, Venezuela und Ecuador.
- Südamerika: Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay.
Für die Kommission ist der Beitrag der Opfer im Exil von grundlegender Bedeutung. Mit ihrem Einsatz und ihrer Tätigkeit möchte sich die Kommission den Opfern im Ausland zuwenden, Vertrauensbindungen und ein geeignetes Umfeld schaffen, um die Erzählung(en) über Kolumbien, die außerhalb der Heimat existieren, miteinzubeziehen. Dies geschieht unter Berücksichtigung eines ethnischen Ansatzes, der die besonderen Dynamiken der Zwangs- und Pendelmigration und die differenzierten Auswirkungen auf afrokolumbianische, indigene, binationale und auch bäuerliche Gemeinschaften anerkennt. Dies zeigt sich in den Grenzgebieten, wo es zu massiven Vertreibungen gekommen ist.